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3 Gründe, warum unglückliche Mitarbeiter den Job nicht wechseln Und ein Paar Ideen zum Lösungsansatz

Aktualisiert: 29. Apr. 2019



Die Motivation ist bei Null. Die Hoffnung auf Besserung ist längst einem permanenten Unmut gewichen.

Kürzlich führte ich ein interessantes Gespräch mit einer Journalistin, die ich bei einem Networking-Event traf. Wir haben uns über Business Coaching unterhalten und sie fragte mich, was meiner Ansicht nach, Gründe fürs „nicht kündigen“ sein könnten. Ganz konkret ging es um eine Bekannte (nennen wir sie Veronika), die seit Jahren in einem Unternehmen arbeitet, in dem sie sehr unglücklich ist.


Sie beschwert sich über „hohe Fluktuation im Management-Team und das daraus resultierenden Chaos“. Das Betriebsklima ist laut Veronika mehr als schlecht. Möglicherweise hat das Übel mit der Unternehmenskultur zu tun. Oder aber auch mit Veronikas Bedürfnissen und Werteorientierung. Wahrscheinlich mit beidem. Aber das soll hier nicht der Fokus sein.


„Schau Dich um und suche Dir einen neuen Job!“


Die eigentliche Frage hier soll sein, warum Veronika seit 3 Jahren ausharrt? Sie ist seit 5 Jahren im Unternehmen und merkte bereits nach 2, dass sie am Sonntagmittag schlechte Laune bekommt, weil sie sich vor Montagmorgen gruselt. Die Motivation ist bei Null. Die Hoffnung auf Besserung ist längst einem permanenten Unmut gewichen.


Ihr Umfeld hat einfachen Rat für sie: „Wir müssen nicht dort arbeiten, wo es uns nicht gefällt. Wenn Du dort nicht glücklich bist, dann warte nicht länger, sondern werde selbst aktiv. Schau Dich um und suche Dir einen neuen Job.“


70 Prozent der Beschäftigten in Deutschland machen lediglich Dienst nach Vorschrift


Ich kann mir vorstellen, dass Veronika diesen Hinweis so oder so ähnlich bereits einige Male gehört hat. Verändert hat sie aber nichts. Und damit ist sie in dieser Position weder die Einzige noch die Minderheit. Laut Gallup Engagement Index von 2016 sind 70 Prozent der Beschäftigten (Männer wie Frauen) in Deutschland emotional gering gebunden und machen lediglich Dienst nach Vorschrift. Das heißt nicht, dass all diese Mitarbeiter auch unglücklich mit ihrem Job sind, aber die Wahrscheinlichkeit ist relativ hoch. Ob das an den Unternehmen, an den Mitarbeitern oder an beiden liegt, thematisiere ich im nächsten Blogpost. Fakt ist: In den meisten Fällen profitieren weder die Unternehmen, noch die Mitarbeiter von so einer Situation.


Veronika geht also an 5 Tage in der Woche zu einem Arbeitsplatz, der, außer einem monatlichen Gehalt, nichts anderes für sie zu bieten hat. Ihre Leistungsbereitschaft nimmt stetig ab, was auch für das Unternehmen Auswirkungen hat. Beide Seiten verlieren. Ein Ende des Arbeitsverhältnisses scheint unausweichlich. Das Unternehmen hat bisher keine Maßnahmen getroffen. Veronika selbst aber eben auch nicht. Es stellt sich die Frage, warum sie nicht aktiv wird?


1. Finanzielle Sicherheit


Kündigt jemand nicht, weil es ohne das Einkommen kein Auskommen gibt, so kann das jeder nachvollziehen. Betroffen sind hier oft alleinerziehende Eltern, junge Familien und Menschen mit einem niedrigen Gehalt. Wenn jeder Cent am Ende des Monats umgedreht werden muss, kann und möchte man keine Risiken eingehen. Wenn das Wohl einer Familie davon abhängt, noch viel weniger.

Komplett aussichtslos ist die Situation aber nicht. Parallel zum bestehenden Job kann die Suche nach einer neuen Stelle erfolgen, eine Kündigung erst dann eingereicht werden, wenn ein neuer Vertrag bereits unterschrieben ist.

Es braucht eine Menge Disziplin und Organisation, denn die Jobsuche kann sehr zeitintensiv sein. Vor allem Eltern mit kleinen Kindern haben davon nicht besonders viel.


Jeder muss für sich selbst entscheiden, wie und ob das für sie oder ihn funktionieren kann. Es ist von Fall zu Fall individuell und muss genau betrachtet werden.

Trotzdem lohnt es sich. Hat sich der Mindset von „Ich hasse meinen Job“ zu „Endlich gehe ich wieder gerne zur Arbeit“ entwickelt, spiegelt sich das in allen anderen Aspekte des Lebens auch wieder. Es kommt also dem gesamten Umfeld und vor allem sich selbst zugute.


Vorwand oder Einwand?


Finanzielle Sicherheit/Abhängigkeit wird allerdings auch gerne mal als Ausrede benutzt: Gut verdienende Unglückliche klagen Tag für Tag über ihre ungeliebte Arbeit, wiegeln aber jeden Lösungsvorschlag mit „Wie soll ich denn die Miete bezahlen, wenn ich kündige?“ ab. Die Ersparnisse erlauben möglicherweise sogar eine Überbrückungszeit, aber diese Option wird konsequent abgelehnt.


2. Kompfortzone


Auf der einen Seite gibt es eine tiefe Unzufriedenheit, auf der anderen Seite wird aber auch nicht wirklich etwas getan, damit sich die Situation ändert. Vielleicht erkennst Du dich oder eine/n Freund/in hier wieder. Der Missstand wird gesehen, gefühlt und kommuniziert, die Ursache sogar identifiziert, aber der nächste Schritt wird einfach nicht angegangen.


Veränderungen werden von allen Menschen unterschiedlich wahrgenommen. Manche Leute können sich leichter auf neue Situationen einstellen. Andere mögen Beständigkeit und fühlen sich unwohl bei dem Gedanken an eine komplett neue Umgebung mit neuen Kollegen und Vorgesetzten. Denn genau das bedeutet ja ein Jobwechsel. Es hat etwas mit der gefühlten Sicherheit zu tun und auch da haben alle Leute unterschiedliche Bedürfnisse. Manche brauchen weniger und manche mehr.


Auch wenn der aktuelle Job also keinen Spass bringt, so ist er trotzdem das, was wir kennen, mit dem wir uns eingerichtet haben und unsere tägliche Beschäftigung. Einige der Kollegen sind sogar sehr nett. Wir sind da in unserer Komfortzone.


Wie wir jedoch alle wissen, passiert da nicht „the magic“.


Leidensdruck


Meiner Erfahrung nach, tritt der oder die Betreffende sofort in Aktion, wenn der Leidensdruck unerträglich wird. Das ist aber nicht unbedingt die beste Position, um sich neu zu orientieren. Denn aus der Verzweiflung heraus trifft man möglicherweise voreilige Entscheidungen und landet dann wieder bei einem Job, der eigentlich nicht ideal ist.


Lieber vorher regelmässig selbstreflektieren, statt ungebremst ins Jobhöllental zu schlittern. Das macht man dann, wenn man das komische Gefühl hat, dass etwas nicht stimmt. Hier ein paar Fragen, die bei so einer Reflexion helfen können:


Auf einer Skala von 0 bis 10, wie unglücklich bin ich wirklich mit meinem Job?

Was genau ist die Ursache der Unzufriedenheit? (Aufgabe, Kollegen, Vorgesetzte, zu wenig Wertschätzung, Sinnhaftigkeit etc.)

Was ist mein Anteil daran?

Wie lange bin ich schon unglücklich mit dem Job?

Was kann ich persönlich und ab morgen verändern, um wieder mehr Spass bei der Arbeit zu haben?


Schau Dir die Antworten auf die Fragen an. Sie geben Dir einen Hinweis darauf, wie ernst die Lage ist und ob es akuten Handlungsbedarf gibt.


Mut, Motivation, Unterstützung


Hand aufs Herz: Ist die Scheu vor Veränderung grösser, als der Mut, sich endlich neu zu orientieren? Damit bist Du nicht allein.

Laut dem DiSG Modell zur Einschätzung von Verhalten von Mitarbeitern am Arbeitsplatz, stehen die Hälfte aller Mitarbeiter Veränderungen eher skeptisch gegenüber.

Das heißt, diesen Personen fällt es schwerer, Veränderungen zu begegnen, geschweige denn, sie selbst zu initiieren. Hinzu kommt bei vielen der Respekt vor dem gesamten Prozess: Absagen, Bewerbungsgespräche, stressige Assessment Center etc.


Was tun, wenn Du trotzdem merkst, dass es an der Zeit ist, aktiv zu werden?


Hol Dir Unterstützung! Das kann eine Freundin oder ein Freund sein. Vielleicht ist es jemand aus Deiner Familie. Auch professionelle Hilfe von einem Coach kann hilfreich sein. Legt zusammen Ziele und Timelines fest. Sag ganz klar, worum es Dir geht und welche Hilfe Du brauchst. Während eines Motivationstiefs kann das die Rettung sein. Ein bisschen Cheerleading tut da jedem gut. Legt auch fest, wie oft die Ergebnisse besprochen und „kontrolliert“ werden sollen.

Vielleicht findest Du sogar einen WOL (Working Out Loud) Circle, um Dein Ziel zu erreichen. Hier ein interessanter Artikel dazu von Ute Blindert:



Hab keine Angst, die richtigen Leute mit ins Boot zu holen. So kitschig es klingt, es ist wahr: Gemeinsam seid Ihr stärker.


Ich bringe mein persönliches Netzwerk immer mit ins Spiel, wenn es um etwas geht. Man weiß ja nie. Vielleicht weiß einer Deiner Freunde von einer Stelle, die perfekt passt. Bitte Dein Umfeld, Dein Anliegen vertraulich zu behandeln und sag einfach wie es ist: Dass Du jetzt ein bisschen Unterstützung brauchst, um Dich aus der Komfortzone herauszubewegen.


3. Mangelndes Selbstbewusstsein


Du weißt, dass Du im derzeitigen Unternehmen wahrscheinlich nicht mehr glücklich wirst, aber Du hast das Gefühl, dass Du so schnell keinen besseren Job findest? Du denkst, dass Dir Erfahrungen und Qualifikationen für eine andere, für Dich bessere Stelle fehlen? Dich überwältigt die Fülle an Suchportalen und Angeboten zur Suche? Du hast Angst vor unangenehmen Situationen in Vorstellungsgesprächen und Einstellungstests?

Die Liste ist lang, jeder Mensch mit seinen Ängsten anders.


Ein Weg, um das Selbstbewusstsein sofort zu boosten, ist die Konzentration auf Deine Stärken, statt auf die Schwächen. Es klingt banal, aber in der Praxis wird letzteres oft intensiv betrieben, während eine echte Auseinandersetzung mit den eigenen Talenten nie oder viel zu selten stattfindet.

In diesem Kontext guck Dir also genau Deine Talente in Hinsicht auf Deinen Job an. Jeder Mensch hat ein paar ganz besondere Fähigkeiten. Hier ein paar Anregungen, um Deine herauszufinden:


Was ist es, dass Du im privaten, wie auch im Businessbereich liebst zu tun?

Was kannst Du besonders gut?

Was fällt Dir so leicht, dass Du es sogar im Schlaf kannst?

Oft kannst Du es schon seitdem Du ein Kind bist und nimmst diese besondere Fähigkeit gar nicht mehr wahr, weil Du sie schon „immer“ hast. Andere Leute zählen auf Dich, wenn es um diese Fähigkeit/Talent geht.


Diese Fragen dienen dazu, Dich selbst ein bisschen besser kennenzulernen. Nutze dabei auch die Unterstützung von Familie und Freunden, denn die haben meist Deine besondere Fähigkeit schon lange vor Dir entdeckt. Ein tolles Buch zur Unterstützung ist Unique Ability von Julia Waller, Shannon Waller und Catherine Nomura. Darin findest Du weitere Methoden und Tools, um Deine Stärken und Talente zu erkennen und zu fördern. Sobald Du diese bewusst einsetzt, fällt es Dir deutlich einfacher, das für Dich richtige Arbeitsumfeld zu identifizieren. Nimm Dir Zeit für diesen Prozess und dann geh Schritt für Schritt in Richtung neuer Job.


Veronika beschliesst zu kündigen



Ich wünsche Veronika, dass sie sich entscheidet, einen neuen Job zu suchen und etwas findet, dass ihr wieder richtig Spass macht. Eine Arbeit, mit der sie soviel Geld verdient, wie sie es braucht und die sie erfüllt. Die daraus resultierende Motivation wird sich sofort in ihrer Leistung wieder spiegeln. Und so sind dann wieder beide Seiten Gewinner: Unternehmen und Mitarbeiter.


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