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Resilienz - Die Skills der Führungskraft 4.0

Aktualisiert: 19. Apr. 2023

… und 5 Maßnahmen, um Resilienz im Team zu fördern


Unsere kleine Tochter ist gerade 1 Jahr geworden und übt fleißig das Laufen. Ihre unermüdlichen Bemühungen sich an Tischen, Stühlen oder der Couch hochzuziehen sind beeindruckend. Sie steht auf und fällt meistens nach ein paar Sekunden wieder auf ihren kleinen Windelpo. Sie lässt sich davon aber keineswegs beirren. Oft lacht sie sogar, wenn sie gerade wieder unten gelandet ist und steht dann sofort wieder auf. Diese Fähigkeit mit einer „Niederlage“ so freundlich umzugehen, inspiriert mich sehr und ist wohl eines der schönsten Beispiele für Resilienz.

Es gibt unendlich viele Definitionen. Ich mag es gerne einfach und habe deswegen diese gewählt:


„Resilienz ist die Fähigkeit eines Systems, Unternehmens oder einer Person, Core Purpose und Integrität angesichts dramatisch veränderter Umstände aufrechtzuerhalten“ – Zolli/Healy, Resilience: Why things bounce back


Es ist Deine Reaktion auf Widrigkeiten, nicht die Widrigkeiten selbst, die bestimmt, wie sich Deine Lebensgeschichte entwickeln wird. - Dieter F. Uchtdorf


Nicht nur die ganz Kleinen brauchen eine gute Portion dieser Fähigkeit. Führungskräfte finden sich spätestens seit der Pandemie in einem mal mehr und mal weniger intensiven Zustand der Aufrechterhaltung bzw. Wiederherstellung psychischer Gesundheit ihrer selbst und die des Teams.


Auffallend oft wird mir derzeit von Teamleads erzählt, wie überlastet die Mitarbeitenden sind und wie müde sie auch selbst sind. Ja, Pandemie-Peak haben wir wohl hinter uns, aber mit den Nachwehen sind wir noch nicht fertig. Das heißt nicht, dass wir das Thema Corona endlos reflektieren müssen. Viele Leute haben auch einfach keine Lust mehr auf das Thema. Aber bitte einfach auf dem Schirm behalten, dass die MA einen Moment zum verschnaufen bekommen. Jetzt kann also ein guter Zeitpunkt sein, Resilienz zum Thema im Team zu machen. Das geht natürlich nicht so einfach, wie es sich hier schreibt. Hier deswegen 5 konkrete Maßnahmen, die sich sofort in den Arbeitsalltag integrieren lassen. Das Ziel soll sein, Resilienz im Team zu fördern und somit auch generell das gefühlte Stresslevel zu minimieren.


- Wenn Sie als Teamlead selbst gerade strugglen, kümmern Sie sich idealerweise zuerst um Ihre eigene mentale Verfassung. Was es dafür benötigt, haben Sie wahrscheinlich bereits identifiziert. Zeit, es anzugehen. Und auch für Sie gilt: Holen Sie sich Hilfe von außen, wenn Sie den Wald vor lauter Bäumen nicht mehr sehen. -


Hier also fünf Methoden, mit denen Führungskräfte die Resilienz in ihren Teams fördern können:


1. Fördern Sie eine offene Kommunikation


Gute Kommunikation ist die Grundlage für ein belastbares Team. Ermutigen Sie Ihre Teammitglieder, offen und ehrlich zu kommunizieren, insbesondere wenn es um Probleme oder Rückschläge geht. Wenn sich Ihre Leute frei fühlen, ihre Bedenken zu äußern, können sie zusammenarbeiten, um Lösungen zu finden und ein Gefühl der gemeinsamen Verantwortung entwickeln.

Überlegen Sie auch, wie Sie das Thema Resilienz für Ihr Team aufbereiten können. Passt es vielleicht als Hauptthema in eine Retro, die Sie sowieso regelmäßig veranstalten? Wollen Sie gemeinsam darüber diskutieren oder sich als Impuls einen Film (z.B. The Biggest Little Farm) dazu ansehen und dann darüber reden? Vielleicht wollen Sie sich auch einen externen Experten hinzuziehen oder jemand im Team fühlt sich der Thematik sehr nah und möchte dazu etwas vorbereiten? Viele Wege führen nach Rom. Wählen Sie einen, der wenig Hürden aufweist und den Sie sich gut für Ihr Team vorstellen können.

Raum für das Thema zu geben und die Aufmerksamkeit darauf zu lenken ist der erste, große Schritt. Damit allein haben Sie schon viel erreicht.


2. Seien Sie Vorbild mit Ihrem Verhalten


Signalisieren Sie Ihren Leuten, dass Selbstfürsorge auch für Sie persönlich wichtig ist. Wenn Führungskräfte Herausforderungen mit einer positiven Einstellung und Lernbereitschaft angehen, können sie für das gesamte Team so den Ton angeben. Und oft machen da auch die kleinen Dinge im Alltag den Unterschied: Beenden Sie z.B. die Arbeit zu einer angemessenen Zeit. Senden Sie keine Emails mehr um 22:30 Uhr. Zeigen Sie dem Team, dass regelmäßige Pausen auch für Sie wichtig sind. Auch Sport und gute Ernährung spielen eine große Rolle.


Führungskräfte, die Resilienz vorleben, können ihre Teammitglieder dazu inspirieren, dasselbe zu tun. Je öfter Ihre Leute Zeugen Ihrer guten Gewohnheiten sind, desto wahrscheinlicher ist es, dass auch sie jene für sich anwenden werden. Es reicht nicht mit dem Team über Resilienz zu reden und sich dann wohlmöglich selbst in Grund und Boden zu arbeiten. Zeigen Sie auf, wie eine gute Work-Life Integration aussehen kann. Und ja, ich weiß, einige von Ihnen fragen sich jetzt, ob sie als Teamlead wirklich verantwortlich für das Wohlergehen der MA sind und meine kurze Antwort darauf ist: Ja. (Denn es hat z.B. natürlich unmittelbare Auswirkungen auf die Performance und nach dieser werden Sie beurteilt.)


3. Fördern Sie ein positives Arbeitsumfeld


Ein positives Arbeitsumfeld kann helfen, Resilienz im Team zu fördern, da es ein Gefühl der Gemeinschaft und Unterstützung schafft. Positives Arbeitsumfeld bedeutet: Beiträge der Teammitglieder anerkennen, Erfolge feiern, ein Zugehörigkeitsgefühl fördern etc.


Haben Sie außerdem ein Auge darauf, wie die einzelnen MA gerne arbeiten möchten. Die Bedürfnisse haben sich während der letzten 3 Jahre stark verändert und gerade hier wird „back to what it was before“ nicht funktionieren. Es gibt Talente, die sich schlicht nicht mehr ins Büro bewegen lassen und es gibt solche, für die das Home Office die Hölle bedeutet. Einige Leute haben gemerkt, dass sie weniger arbeiten möchten (und können) und wollen nun eine 4-Tage-Woche für sich beanspruchen. Es wird sicher nicht alles möglich sein, aber zeigen Sie die Bereitschaft, sich mit diesen neuen Bedürfnissen auseinanderzusetzen. Wer das jetzt verpasst, wird später dafür bezahlen, weil einfach viel weniger attraktiv als Unternehmen - think Gen Z!


4. Bieten Sie Lern- und Wachstumsmöglichkeiten


Lern- und Wachstumschancen sind für den Aufbau und die Förderung von Resilienz im Team unerlässlich. Helfen Sie Ihren Leuten, neue Fähigkeiten zu erlernen, ihre Stärken herauszuarbeiten und neue Herausforderungen anzunehmen. Engagierte und herausgeforderte Teammitglieder werden mit größerer Wahrscheinlichkeit schwierige Zeiten gut überstehen. Sie verfolgen dann meist auch eine persönliche Vision und diese dient in Krisenzeiten wie ein Leuchtturm in stürmischen Gewässer.


5. Unterstützung und Ressourcen bereitstellen


Bei Resilienz geht es nicht nur um individuelle Eigenschaften; Es geht auch darum, Zugang zu den Ressourcen und der Unterstützung zu haben, die zur Bewältigung von Herausforderungen erforderlich sind.

Führungskräfte können ihren Leuten Ressourcen wie Bücher, Workshops, Coachings, Beratung etc. zur Verfügung stellen. Wenn Teammitglieder auch über solche Tools verfügen, können sie besser mit Stress umgehen und Hindernisse überwinden.


Eine weitere Idee, die besonders digitale und hybride Teams betrifft:


Benutzen Sie das Daily Stand-Up als Temperaturmessung

Ich bin großer Daily Stand-Up Fan. Das kurze, tägliche Meeting, welches seinen Ursprung im Scrum Framework hat, ist für digitale und hybride Teams meiner Meinung nach alternativlos.


3 Fragen stehen beim Daily im Mittelpunkt und werden von jedem einzelnen Teammitglied beantwortet:


1. Was habe ich gestern erreicht?

2. Was habe ich heute geplant?

3. Wobei habe ich Probleme oder sehe Risiken, um (meine/unsere) Ziele zu erreichen?


Als wir das erste Mal einen Lockdown im März 2020 erlebten und auf einmal alle im Home Office waren, haben wir Teamleads empfohlen, eine vierte Frage dem Daily hinzuzufügen und die ist so einfach wie effektiv: Wie geht es Dir?


Auch für diese Frage gelten die strikten Daily-Regeln: Keine endlos detaillierten Schilderungen, keine Ausschweifungen. Was ist dann der Sinn? Das gesamte Team bekommt ein Gefühl für die Stimmung und wenn tatsächlich jemand mit „…ehrlich gesagt, heute nicht so gut“ antwortet, ist das die Chance für ein one-on-one Follow Up nach dem Daily. Ich habe damit sehr gute Erfahrungen gemacht. Je mehr sich das Team vertraut, desto pro-aktiver werden dann auch die Leute untereinander. Das Follow Up geschieht dann zum Beispiel durch eine Kollegin, die sich spontan kurz meldet und anbietet, den Workload zu minimieren, weil es bei ihr gerade möglich ist. Oder vielleicht auch einfach nur einen Moment „tröstet“.

Digitale und hybride Teams müssen sich solcher Tools bedienen, denn wie sonst wollen sie die normalen zwischenmenschlichen Interaktionen im Office (kurzer Austausch beim warten auf den Fahrstuhl, Teeküche, vor- und nach dem Meeting) nachahmen?

Manch digitales Team hat festgestellt, dass es ihnen reicht, alle 2 Tage ein Daily zu machen. Das findet jedes Team am besten selbst für sich heraus.


Ich war auch gerade in der (Tee)-Küche und habe da unsere kleine Tochter getroffen. Mein Mann wettet, dass sie in 4 Wochen laufen kann. Ihre Fähigkeit, sich von den vielen Bumps nicht besonders beeindrucken zu lassen, hat ihr bis dahin wesentlich gedient und einer ihrer ganz großen, ersten Meilensteine ist erreicht.

Wie immer freue ich mich über Ergänzungen (einen Anspruch auf Vollständigkeit habe ich für diesem Artikel nicht) und Feedback.


Kommen Sie gut durch die Woche!

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